Bericht: AYA-Skifreizeit in Mittelberg

In diesem Jahr wurden zwei Skifreizeiten für Jugendliche und junge Erwachsene nach einer Krebserkrankung durch das NAOK und das Universitätsklinikum Essen angeboten. Mit insgesamt 63 Teilnehmenden und Teamern ging es für jeweils eine Woche (Fahrt A 24.01.–01.02.2025 und Fahrt B 31.01.–08.02.2025) nach Mittelberg auf die Zaferna-Hütte. Einen ausführlichen Bericht und einen ganz persönlichen Einblick eines Teilnehmers gibt es hier:

AYA-Skifreizeit: Was ist das eigentlich? (Aus der Sicht eines Teilnehmers aus Woche A)

Ich habe das Ganze schon ein paar Mal erlebt und freue mich jedes Mal aufs Neue, es wieder genießen zu dürfen. Eine bunt gemischte Gruppe unbekannter Menschen begibt sich auf eine Reise zu einer kleinen Hütte in Österreich, um dort eine Woche gemeinsam im Schnee zu verbringen. Klingt erst einmal nach Chaos pur und nach viel Überwindung. Doch im Grunde ist es so, als würde man mit Freunden in den Urlaub fahren – Freunde, die man einfach noch nicht kennt. Freunde des Lebens. Jeder bringt seine eigene Geschichte mit nach Zaferna, und genau das macht uns dort alle gleich – aber auch jeden und jede zu etwas Besonderem. Das ist das Schöne und Beruhigende an dieser Zeit.

Genauso ist es auf der Piste – dort sind alle gleich, aber auch verschieden, und einmal ins Rutschen gekommen, muss jeder auf seine eigene Weise sein Tempo regulieren. Ich für meinen Teil durfte im Zuge der Freizeiten das Monoski- (Sitzski-)Fahren lernen und festigen. Durch eine Osteosarkom-Erkrankung im Jahr 2009 und anschließende Operationen ist es für mich mit Knie-Endoprothese besser, im Sitzen statt im Stehen zu fahren. Hört sich vielleicht erst einmal nach einer Einschränkung an, ist aber eigentlich genau das Gegenteil. Für mich bedeutet Sitzski, einen vielseitigen Sport wie Skifahren ganz eigenständig ausüben zu können, mich frei zu fühlen und ein Erlebnis in eigener Hand zu kreieren.

Im Grunde braucht es Betreuung und Unterstützung von außen, vor allem wenn man beginnt, es zu lernen – genauso wie beim „normalen“ Skifahren.
Das Sitzskifahren bietet Menschen mit Einschränkungen der unteren Extremitäten die Möglichkeit, mit eigenem Mut und der nötigen Motivation eine Sportart in all ihren Facetten auszuüben. Auch das selbstständige Liften – ob mit Tellerlift, Ankerlift oder 2- bis 4-Personen-Sessellift – ist mit etwas Übung sehr gut möglich. Lediglich beim Gondeln braucht es Muskelkraft zum Tragen des Skis oder die Hilfe von stärkeren Begleitern.

Hast du Lust auf Wind um die Ohren, den ganzen Tag am Berghang den Schnee umzuwälzen und gesellige Abende mit lieben Menschen in einer gemütlichen Almhütte zu verbringen? Dann darfst du dir die AYA-Skifreizeit nicht entgehen lassen. Etwas Schlafmangel und Muskelkater müssen in Kauf genommen werden, aber am Ende entsteht ein Erlebnis, das die eigenen Erwartungen mit Sicherheit sprengt und neue Möglichkeiten für dein weiteres Leben bietet.

Danke an alle Menschen, die dies ermöglichen und sich dafür einsetzen. Ihr schafft etwas Wunderbares und durch nichts auf der Welt zu Ersetzendes.
Auf dass der Zaferna-Zauber noch viele Jahre weiterlebt!

 

Wie so eine Woche abläuft, erfährst du weiter unten 

Ablauf einer Skiwoche in Mittelberg

Es geht los: Freitag, 23:30 Uhr. Alle treffen sich müde und nervös am Treffpunkt auf dem Gelände des Uniklinikums. Der Reisebus ist pünktlich und schön groß, um allen Platz zu bieten – unser „Bett“ für die nächsten zehn Stunden. Die gefühlte Zeitverschiebung beginnt. Man versucht zu schlafen. Als die Sonne langsam aufgeht, sieht man die schneebedeckten Berge am Horizont auf uns zukommen.

9 Uhr: Ankunft in Mittelberg am Zaferna-Lift. Über diesen Zweier-Sessellift müssen jetzt sowohl Gepäck als auch Lebensmittel und alle Teilnehmer zur Zaferna-Hütte gebracht werden. Jede Hand wird gebraucht beim Auf- und Entladen. Gegen Mittag trifft man sich das erste Mal im Gemeinschaftsraum zum „Frühstücken“ und Kennenlernen. Anschließend sind alle eingeladen, die ersten „halbtrockenen“ Übungen mit ihrer Skiausrüstung vor der Hütte zu machen. Die ersten Berührungen mit der Piste werden auf den nächsten Tag verschoben, da es sich heute nicht mehr lohnt, aufzubrechen. Dafür gilt es, sich in der Zaferna-Hütte breit zu machen, erste Bekanntschaften zu knüpfen oder einfach ein kleines Nickerchen zu machen und sich zurückzuziehen.

In der Küche geht es dank des Küchenteams von kalter zu warmer Küche über. Durch gemeinschaftliches Arbeiten hat jeder etwas zu tun und kann seinen Teil beitragen. Der traditionelle Burger am ersten Abend steht in den Startlöchern – nur ein Beispiel für die Wunder, die unser Küchenchef Joseph jedes Jahr vollbringt. Gerichte für über 30 Personen, die so schmecken, als hätte er sie nur für sich selbst in einer Fünf-Sterne-Küche zubereitet. Viel- und geschmacksgewaltig werden wir mit dem Essen durch den Tag begleitet. Außerdem ist die Atmosphäre und die Musik in der Küche oft der Zündstoff für eine Party – und genau dort finden erfahrungsgemäß auch die besten statt. Natürlich erst nach dem Aufräumen, wenn die Arbeit am Ende des Tages erledigt ist. Wie in einer guten WG.

So vergehen die Tage mit morgendlicher Routine in Form von Aufstehen, Frühstücken, Anziehen und Skifahren. Die Nachmittage werden durch spezielle Abendprogramme ergänzt. Punsch im Fackellicht und spritzige Getränke unterm Sternenhimmel machen die Abende außerhalb der Hütte unvergesslich. Auch das eine oder andere Werwolf-Spiel kann da mithalten und verkürzt die Schlafenszeit in der Nacht. Spätestens am nächsten Morgen auf der Piste wird man wieder wachgepustet und übersteht so den entstandenen Schlafmangel bis zur nächsten Mittagspause an der Skipiste.

Als sich alle beginnen zu fragen: „Wie lange dauert so eine Woche eigentlich?“, kommen Ansagen wie: „Das Kicker-Turnier muss heute zu Ende gespielt werden, packt schon mal eure Koffer und tragt euch bitte für den Putzplan am letzten Tag ein.“ Die Skipässe werden eingesammelt, und während die einen noch an die letzte Pistenabfahrt denken, freuen sich die anderen doch auch wieder auf zuhause. Der Reisebus steht erneut bereit und hat die Absicht, uns wie der Zauberschrank von Narnia wieder in die Normalität zu befördern.

Was aber sicher ist und bleibt, ist die Verbundenheit mit neuen Menschen, eigene und gemeinsame Erfahrungen und die wunderschöne Zeit in den Bergen des Kleinwalsertals. Gewappnet mit neuer Sicherheit auf den Skiern und dem frisch erhaltenen Ski-Namen, fällt es leicht, bald wieder auf die Pisten zurückzukehren und vor allem die nächste AYA-Skifreizeit anzupeilen. Die Vorfreude startet bald, und von den Erinnerungen wird sich noch lange zehren lassen.

Danke an alle Teilnehmenden, Teamern und ganz besonders der Stiftung Universitätsmedizin Essen und dem Universitätsklinikum Essen, dass diese Fahrten ermöglicht werden!

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